Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Möchten Sie das Wort an die Gemeinde anhören? 

Nun ist sie abgesagt, die Bund - Länderkonferenz! Dieses Format hat keine Zukunft. Jetzt will der Bund das Zepter in die Hand nehmen und darüber entscheiden, ob es einen harten Lockdown, kurz zwar aber streng, gibt oder nicht! Einige Bundesländer sind ja schon wieder ausgestiegen aus den gemeinsamen Vereinbarungen und gehen Sonderwege der Öffnung, wie das Saarland z.B. Und auch in Schleswig-Holstein soll heute die Außengastronomie wieder aufmachen dürfen. Andere Ministerpräsidenten sehen sogar kein exponentielles Wachstum, wie der Ministerpräsident aus Niedersachsen. Nun wird das Infektionsschutzgesetz des Bundes geändert. Über einer Inzidenz von 100 entscheidet der Bund, was zu tun ist, verbindlich für alle. Vielleicht ist es notwendig, denn es war schon zu spüren, dass kein richtiger Plan hinter dem Aktionismus jedes einzelnen Ministerpräsidenten steht - außer vielleicht der Wunsch gewählt oder wiedergewählt zu werden - und dass die Unsicherheit sich auch in der Gesellschaft ausbreitet. Der „Brückenlockdown“ ist gar nicht so verkehrt. Er hätte schon im letzten November stattfinden müssen. Aber die Entscheidungen sind ja auch nicht einfach zu fällen.
Subjektiv kann ich sagen, dass die Möglichkeit sich testen zu lassen, eine schon beruhigende Art und Weise des Umgangs mit der Situation ist, auch wenn es kein 100% iges Versprechen ist. Auch unsere Mitarbeiter/ - innen in der Kirchengemeinde lassen sich nun regelmäßig testen.
Und immer mal wieder zu hören, dass man „negativ“ ist, ist schon gut. Wenn dann noch die Impfung dazu kommt, dann sind wir sicher auf einem guten Weg, dieser Seuche entgegen zu treten.
Erinnern sie sich noch an mein „Wort an die Gemeinde“ als ich über den russischen Impfstoff Sputnik V nachgedacht habe? Nun wird er wohl bald bestellt. Dass hier die ideologischen Schranken fallen, muss auch mehr als selbstverständlich sein. Ein Dummkopf, der sich dagegen stellt und aus wirtschaftlichen Interessen nur mit den europäischen oder amerikanischen Impfstoffherstellern verhandeln will. Übrigens, auch die Kubaner sind dabei, zwei Impfstoffe zu entwickeln. Nur so geht es, um die Welt zu impfen, wenn das schon nötig ist.
Eigentlich müsste der Patentschutz für diese Impfstoffe freigegeben werden. Allein aus Gründen der Gerechtigkeit, um auch die Länder, denen es nicht möglich ist zu forschen, an der Produktion zu beteiligen. Aber soweit sind wir wohl nicht in der Staatengemeinschaft.
Das käme aber dem Gedanken von Hans Küng nahe mit seiner Vorstellung eines Weltethos. Hans Küng, der gerade verstorbene katholische Theologe, hat schon früh verstanden, dass wir alleine nichts schaffen, gemeinsam aber eine ganze Menge schaffen könnten. „Täglich erleben wir, wie Menschen gegeneinander ausgespielt werden. Spaltung greift weltweit um sich. Aber die drängenden Herausforderungen wie etwa Klimaschutz, Corona-Pandemie oder Diskriminierung lassen sich nur gemeinsam lösen.“
Mit dem Tod von Hans Küng rückt noch einmal mehr wieder in Erinnerung, dass wir nicht die Welt spalten dürfen, sondern wir um jede Intoleranz besorgt sein müssen, die andere Menschen verunglimpft oder an den Rand ihrer Existenz bringt.
Bezogen auf die Coronaseuche, die die Welt fest im Griff hält, kann das nichts anderes heißen, als dass wir zusammen versuchen müssen, und zwar weltweit, die Seuche in den Griff zu bekommen. Aber solange es Menschen gibt, die aus welchen Gründen auch immer diese Gefahr für alle leugnen, wie z.B. der brasilianische Präsident, werden wir dem Untergang entgegen treiben.
Allein im Klimawandel läge schon genug Potential, um diese Erde zu vernichten, wie die letzten Überschwemmungen in Indonesien wieder gezeigt haben. Mit dem Coronavirus kommt noch eine Verschärfung hinzu. Für einzelne Staaten, sind die Aufgaben nicht zu stemmen. Nur gemeinsam lässt sich hier das Virus besiegen. Das gilt für den kleinen Bereich, wie für den großen Bereich. Das gilt für die kleine Gemeinde und ihre Nachbarn genauso, wie für die Kreise, die Bundesländer, die Staaten und letztendlich über die Kontinente hinaus. Es müssen die chauvinistischen Egoismen fallen, wenn wir die Menschheit nicht vernichten wollen. Ohne geht es nicht.
Hans Küng hat versucht, neben seiner Kritik an der Katholischen Kirche, die ihn seine Leherlaubnis gekostet hat, ein gemeinsames Band aller Weltreligionen und philosophisch-humanistischen Ansätzen festzustellen und Küng behauptet, dass ihnen bereits grundlegende Werte- und Moralvorstellungen gemeinsam sind. „Die Goldene Regel beispielsweise, nach der man sich seinen Mitmenschen gegenüber so verhalten soll, wie man selbst behandelt werden möchte, findet sich in allen Traditionen wieder. Ebenso die Forderung, dass alle Menschen menschlich behandelt werden müssen und Werte wie Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Gleichberechtigung & Partnerschaft sowie ökologische Verantwortung. Für unsere globale Gesellschaft muss ein solcher gemeinsamer Wertekanon also nicht erst entwickelt werden, denn er existiert bereits: Wir nennen ihn „Weltethos“. Jedoch muss dieser Wertekanon immer wieder neu bewusst gemacht, gelebt und weitergegeben werden.1995 gründete Hans Küng die Stiftung Weltethos, um sein „Projekt Weltethos“ voranzutreiben. Dieses Projekt beinhaltet eine ethische und eine interreligiöse Dimension. Einerseits geht es darum, ein Bewusstsein für grundlegende gemeinsame Werte in allen Teilen der Gesellschaft zu schaffen, um ein friedliches und respektvolles Miteinander zu verwirklichen. Dies ist jedoch heutzutage nur Kultur und Religionen übergreifend möglich, weshalb ein Orientierungswissen über andere Kulturen und Religionen, sowie interkulturelle und interreligiöse Verständigung ebenso wichtig sind. In diesem Sinne engagiert sich die Stiftung Weltethos mit verschiedensten Projekten in allen Lebensbereichen für interkulturelle und interreligiöse Forschung, Bildung und Begegnung.“ (www.weltethos.org)

Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Das ist ein spannendes Projekt. Ob es jemals zum Erfolg gebracht wird, bleibt offen. Nun, mehr als 200 Vertreter der Religionen und über 50 Vertreter nichtreligiöser Institutionen haben die Erklärung zum Weltethos 1993 mit unterschrieben (s.die Erklärung unter weltethos.org). Bedeutsame Befürworter hat die Stiftung in ihren Reihen und als Redner verpflichten können…darunter Kofi Annan (2003), Helmut Schmidt (2007), Desmond Tut (2009), Frank-Walther Steinmeier (2019) u.a.
Möge diese Verpflichtung weitere Kreise ziehen und eine Bewusstseinsänderung in jedem einzelnen hervorrufen. In der Erklärung zum Weltethos heißt es:
„Zum Schluss appellieren wir an alle Bewohner dieses Planeten: Unsere Erde kann nicht zum Besseren verändert werden, ohne dass das Bewusst¬sein des Einzelnen geändert wird. Wir plädieren für einen individuellen und kollektiven Bewusstseinswandel, für ein Erwecken unserer spirituellen Kräf¬te durch Reflexion, Meditation, Gebet und positives Denken, für eine Umkehr der Herzen. Gemeinsam können wir Berge versetzen! Ohne Risiko und Op¬ferbereitschaft gibt es keine grundlegende Veränderung unserer Situation! Deshalb verpflichten wir uns auf ein gemeinsames Weltethos: auf ein besse¬res gegenseitiges Verstehen sowie auf sozialverträgliche, friedensfördernde und naturfreundliche Lebensformen. Wir laden alle Menschen, ob religiös oder nicht, ein, dasselbe zu tun!“

Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Ich grüße Sie wieder von meinem Schreibtisch aus und hoffe, dass Sie ein schönes Osterfest hatten. Es war ja zum zweiten mal ohne Präsenzgottesdienste. Wenn Sie die Glocken haben läuten hören, dann war das, weil wir Konfirmanden getauft haben, im kleinen Kreis der Familie.

Auch auf Instagram finden Sie uns jetzt. Dieses Medium wird von unserer Sekretärin Frau Tertel gepflegt.

Seien Sie Gott befohlen in dieser merkwürdigen Zeit und passen Sie bitte auf sich und Ihren Nachbarn auf!

Sie wissen, wenn wir in der Kirchengemeinde etwas tun können, dann melden Sie sich bitte.
Die Mitarbeiter/ -innen unserer Kirchengemeinde sind selbstverständlich ansprechbar.
In seelsorgerlichen Angelegenheiten erreichen Sie mich jederzeit telefonisch unter 04322/4014.
Die Kirche ist tagsüber für Sie zur Einkehr und zum Gebet geöffnet.

Ich verbleibe mit den besten Wünschen für Sie,

Ihr und Euer
Pastor

Henry Koop

P.S. Herbert Grönemeyer wird heute übrigens 65. Suchen Sie doch mal das Video zu seinem Titel „Ein Stück vom Himmel“ (https://youtu.be/BDPdfaBmFmg)

 

Hier kommen noch die üblichen Hinweise:

Weitere religiöse Impulse finden Sie im Internet. Ich habe es schon in den vorherigen Briefen gesagt: Wenn Sie nicht so firm im Umgang mit dem Computer sind, lassen Sie sich von ihren Kindern oder Enkelkindern helfen, die können das.
Sie können auf den Seiten der Gemeinden aus der Eiderregion fündig werden, wenn Sie in der Nähe bleiben wollen: Schulensee, Kirchbarkau, Flintbek, Bordesholm aber auch auf den Seiten der anderen Nachbarn Bokhorst oder Nortorf.
Darüber hinaus auf den Seiten des Kirchenkreises Altholstein, der Nordkirche, der VELKD oder der EKD. Auch die neuen sozialen Medien bieten eine Menge. Suchen sie mal bei Instagram, da finden Sie uns jetzt auch oder auf Facebook. Eine Fülle von religiösen Angeboten finden Sie ebenso in Funk und Fernsehen. Sie werden staunen, was es alles gibt.
Gerne mache ich wieder auf das Angebot des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg aufmerksam. Die Kirchengemeinde St. Jürgen sendet sonntags den Gottesdienst „Liveline“ aus der St. Jürgen-Kapelle. Schauen Sie mal rein. Es lohnt sich. Sie finden den Gottesdienst über die Internetseite der Kirchengemeinde St. Jürgen (www.st-juergen.de)

Und am Anfang der Woche erfahren Sie hier wieder die Neuigkeiten aus unserer Gemeinde mit einem religiösen Impuls, solange der Präsenzgottesdienst am Sonntag ausgesetzt ist.