Liebe Menschen in der Kirchengemeinde St. Johannis!

Gestern - am Sonntag Palmarum - wäre der große Tag gewesen. Wir wollten ein großes Fest in unserer Kirchengemeinde feiern. Die Verabschiedung unserer langjährigen hauptamtlichen Mitarbeiterin in unserem Montessori Kinderhaus Rita Britschin sollte begangen werden und aus der langjährigen ehrenamtlichen Arbeit, als Leiterin der Hospizgruppe Bordesholm/Brügge, wollten wir Bärbel Böttger entlassen. Das wäre natürlich Anlass zur Trauer gewesen aber andererseits hätten wir zwei neue Mitarbeiterinnen für diese Arbeit begrüßen können, Frau Silvia Frischmuth als Leiterin unseres Kindergartens und Frau Monika Sendker als Leiterin der Hospizgruppe, Grund zur Trauer aber auch Grund zur Freude. Beides konnten wir nicht begehen gestern. So bleibt es erstmal in uns. Trauer und Freude!

Palmarum - die Karwoche hat begonnen, es kommt Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern. Wir können in diesem Jahr nicht miteinander den Leidensweg Jesu nachzeichnen und wir können dann auch nicht gemeinsam das Osterfest - die Auferstehung Jesu feiern. Das ist schade. Wir werden nicht beieinander sein können. Wir werden beides nicht gemeinsam begehen können; Karfreitag und Ostern, Trauer und Freude - auch hier. So bleibt es erstmal in uns. Trauer und Freude!

In den Ostertexten erleben und erfahren wir auch immer beides Trauer und Freude. Trauer über den Tod und den Verlust und Freude darüber, dass der Tod nicht das Letzte ist. Trauer über den Tod Jesu und Freude darüber, dass er nicht in diesem Tod geblieben ist. Denken Sie an die Frauen, die zum Grab kommen, um den Leichnam einzubalsamieren.
Ich will Ihnen heute die Geschichte aus dem Evangelium nach Johannes dazu erzählen, die Geschichte der Maria von Magdala, die wir besser als Maria Magdalena kennen:

„Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.“ (Joh 20,11-18)

Trauer in ihr, um einen guten Freund, alle Hoffnungen sind zerschlagen. Der Mensch, den sie lieb hatte, ist nicht mehr.
Wie gut kennen wir das, dass der Tod das Miteinander zerstört. Das Erschrecken darüber, dass Gewalt um sich greift und auch noch zu siegen scheint. Gesellschaftlich, politisch und militärisch genauso wie wirtschaftlich, dass gute Ideen und Vorhaben nichts mehr sind.

Und dann passiert es doch, dann die Freude darüber, dass er nicht dort geblieben ist, wo sie ihn hingetragen haben. Ein Wort nur, von wem auch immer gesprochen und wir wissen, es ist alles ganz anders. Das Neue geht nicht weiter wie das Alte. Aber wir wissen, wir müssen nicht mehr ins Grab starren. Die Stimme war das Zeichen, das Angesprochenwerden war es und es genügt.

Es genügt so sehr, dass diese einfache Geschichte seit 2000 Jahren Menschen bewegt. Sie kann auch uns bewegen. Vielleicht, nein sicher, steht Jesus manches Mal hinter uns.
Drehen wir uns um oder starren wir wie gebannt auf all das, was das Leben schwer macht? Bleiben wir bei den verzweifelten Ideen, es müsste und sollte? Oder lassen wir uns ansprechen und wegreißen zu einem ganz anderen Blickwinkel?
Das hat ja das Christentum so beliebt und berühmt gemacht, dass inmitten der Welt die Sicht auf manches ganz anders wurde. Für so manch einen war das unbequem, aber viele hat es auch weiter gebracht.
Dazu ein Gedicht von Tina Willms:

Ostermorgen

Einer ist da, der wälzt dir
den Stein vom Herzen,
einer fragt:
Warum weinst du denn?

Einer ist da,
der spricht von Hoffnung
und verjagt die Todessschatten
mit seinem Licht.

Einer ist da,
der wendet den Weg
aus der Trauer ins Leben
und führt dich zurück
nach Haus.

Auch die Zeit, in der wir gerade leben, vereint beides Trauer und Freude. Da sind die vielen schrecklichen Meldungen über die vielen Menschen, die sich mit dem Virus weltweit infiziert haben und über die vielen Toten, die das bereits gekostet hat. Und da sind die Meldungen über die Ausbrüche der Covid 19 Erkrankung in Alten- und Pflegeheimen, weil Schutzkleidung fehlt. (Überhaupt fehlt Schutzkleidung für medizinisches Personal in Krankenhäusern, Altenheimen und Arztpraxen in einer hochindustrialisierten Gesellschaft. Letzte Woche erst war es wieder zu lesen in den KN vom FEK in Neumünster. Schutzkleidung und Desinfektionsmittel. Vielleicht sollten deutsche Chemiekonzerne ihre Produktion von hochgiftigen Pflanzenschutzmitteln auf Desinfektionsmittel umstellen.)
Und da ist die Trauer über die vielen sozialen Spannungen und gesellschaftlichen Veränderungen.

Aber da ist auch Freude über diejenigen, die diese Krankheit bereits überwunden haben. Freude auch über das große Engagement vieler, die versuchen diese Zeit durchzustehen, indem Sie für andere da sind. (Mit viel Freude habe ich gelesen, dass die Landfrauen in unserer Region Masken für jedermann auf Bestellung nähen wollen.) Freude darüber, dass gemeinsam in dieser Gesellschaft auf die Alten und Kranken geachtet wird - ein Gedanke der im Sparwahn der letzten Jahrzehnte oftmals verloren ging. Freude darüber, dass Kreativität und Lust in vielen Bereichen wieder zum Ausgangspunkt eines freundlicheren Umgangs miteinander wurden. Freude auch darüber, dass nachbarschaftliche Hilfe wieder aktiviert werden konnte. Freude auch über kleine und große Angebote zwischenmenschlicher Beziehungen, Essen kochen, mit dem Hund spazieren gehen, miteinander telefonieren.

Trauer und Freude. Vielleicht die zwei Seiten einer Medaille. Auf jeden Fall das Wechselspiel der Karwoche, der stillen Woche, wie sie auch genannt wird, und Ostern. Halten wir die Spannung aus. Getragen aber sind wir von der Gewissheit, dass die Freude siegen wird.

Liebe Menschen in der Kirchengemeinde St. Johannis!

Wenn Sie am Ostersonntag um 12.00 Uhr mittags alle drei Glocken von unserem Kirchturm hören, dann sollen Sie dazu wissen, dass wir uns mit den katholischen Geschwistern zu einem gemeinsamen „Ökumenischen Hoffnungsläuten" zusammen geschlossen haben. Mögen wir alle die Kraft behalten, um diese Zeit gut zu überstehen.

Und wenn Sie beim Osterspaziergang einen Abstecher zu unserer Kirche machen wollen, achten Sie bitte darauf, dass nicht zu viele Menschen gleichzeitig in der Kirche sind und halten Sie bitte den entsprechenden Abstand zueinander von 2 Metern ein.

Und wenn Sie ein Anliegen haben, dass ich für Sie vor Gott bringen soll, dann schreiben Sie mir bitte eine Fürbitte und schicken Sie sie mir (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.). Ich tue es gerne und mache es ein nächstes Mal am Karfreitag um 15.00 Uhr zur Sterbestunde Jesu. Die vier Theologen in unseren evangelischen Gemeinden in Bordesholm und Brügge haben verabredet, dass wir zur Sterbestunde Jesu in je unseren Kirchen Fürbitte halten wollen. Wir werden das alleine tun. Im Gebet werden wir aber miteinander verbunden sein.

Nutzen Sie weiterhin die Medien, um geistlich versorgt zu werden. Das Fernsehen, das Radio, im Internet…überall finden Sie tolle Angebote. Die Seiten im Netz unserer Nordkirche, des Kirchenkreises Altholstein oder der Kirchengemeinden vor Ort und darüberhinaus bieten für Sie einen Anstoß zum Nachdenken, einen Zuspruch des Trostes, einen Anlass zur Fürbitte, eine Möglichkeit zum Singen oder eine Aufforderung zum Handeln. Diese Zeit bietet Ihnen auch mal die Gelegenheit über die Grenzen der eigenen Kirchengemeinde, des eigenen Kirchenkreises oder Sprengels hinauszuschauen. Probieren Sie es. Erfahren Sie dadurch auch, wieviele Christen zusammen ein buntes Bild unserer Kirche abgeben. Und v.a. wieviele wir sind, die wir von einer besseren Welt erzählen, der auch das Virus nichts anhaben kann. Ihr Kirche ist für Sie da auf so viele unterschiedliche Arten und Weisen.
Einen Tip dazu: Sonntags um 10.00 Uhr oder danach suchen Sie mal #liveline aus der St. Jürgen Kapelle in Lübeck auf YouTube.

Ich möchte Ihnen noch einmal die gemeinsame Telefonnummer der drei evangelischen Kirchengemeinden vor Ort in Bordesholm und Brügge ans Herz legen, wenn Sie in Not sind und Hilfe brauchen: (01573-3363088)
Die Telefonseelsorge unserer Nordkirche, extra eingerichtet für die Zeit der Corona - Krise:(0800-4540106)
Die Telefonnummer Ihrer Kirchengemeinde und die Ihres Pastors: (04322-4014)

Erzählen Sie doch auch denen davon, die nicht die digitalen Medien nutzen, dass Ihr Pastor sich einmal die Woche über dieses Medium zu Wort meldet und lesen Sie denen doch diesen Text vor, die das Internet nicht so nutzen oder nutzen können. Das geht auch am Telefon.

So grüße ich Sie alle auf diesem Wege und wünsche Ihnen, dass Sie heute und alle Tage, die kommen, unter dem Segen unseres Gottes stehen:

In das Dunkel deiner Vergangenheit und das Ungewisse deiner Zukunft, / in den Segen deines Helfens und in das Elend deiner Ohnmacht / lege ich meine Zusage: / Ich bin da.
In das Spiel deiner Gefühle und in den Ernst deiner Gedanken, / in den Reichtum deines Schweigens und in die Armut deines Redens / lege ich meine Zusage: / Ich bin da.
In die Fülle deiner Aufgaben und in die Leere deiner Geschäftigkeit, / in die Vielzahl deiner Fähigkeiten und in die Grenzen deiner Begabung / lege ich meine Zusage: / Ich bin da.
In das Gelingen deiner Gespräche und in die Mühe deines Betens, / in die Freude deines Erfolges und in den Schmerz deines Versagens / lege ich meine Zusage: / Ich bin da.
In die Enge deines Alltags und in die Weite deiner Träume, / in die Schwäche deines Verstandes und in die Kräfte deines Herzens / lege ich meine Zusage: / Ich bin da.

Eine gesegnete Karwochen und gesegnete Ostern
Ihr Pastor

Henry Koop

Auch aus der Gemeinde kommen Gedanken in diesen Tagen und Wochen. Ich stelle Ihnen zwei Texte zur Verfügung, die je auf Ihre Weise mit der Krise umgehen, herzlichen Dank dafür!
Die Texte zeigen unterschiedliche Zugänge und einen unterschiedlichen Umgang mit der Krisenzeit.

Ich trau auf dich.pdf

Den Ängsten begegnen.pdf

Bischofsbrief zur Karwoche