Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Möchten Sie sich das "Wort an die Gemeinde" anhören? 

Die Satire-Aktion #allesdichtmachen gegen die Corona-Politik der Bundesregierung erhitzt die Gemüter. Den teilnehmenden Schauspielerinnen und Schauspielern schlägt massive Empörung entgegen. Vor allem aus dem Gesundheitswesen hagelt es Kritik. Die Essener Notärztin Carola Holzner, bekannt als „Doc Caro“, rief die an der Aktion beteiligten Künstler auf, mal für eine Schicht im Rettungsdienst oder auf einer Intensivstation mitzuarbeiten. Die Schauspielerin Meret Becker hat sogar Morddrohungen erhalten. Ihr Bruder Ben Becker sagte im Interview: „Meine Schwester ist am Boden zerstört. Sie sitzt weinend zu Hause.“
Im Kontext der Pandemie-Debatten bekommt auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach schon seit Längerem die problematische Entwicklung der Streitkultur in unserem Land zu spüren. Er sieht sich einer nicht abebbenden Welle von Hass ausgesetzt. Sein Auto wurde mit Farbe überschüttet. Mittlerweile steht er unter Polizeischutz. Dass in diesem Land gegen diejenige gehetzt wird, die nicht den Mainstream vertreten ist ungeheuerlich. Kritik muss auf allen Ebenen erlaubt sein. Freie Meinungsäußerung gehört zu einer freiheitlichen Gesellschaft dazu, wie das tägliche Brot zum Leben.
Man kann zu Satire stehen wie man will und auch die Frage ist sicher erlaubt, ob Ironie das richtige Mittel ist, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Manche diese Beiträge, soweit ich sie gesehen haben, waren auch merkwürdig, andere haben sehr pointiert darauf aufmerksam gemacht, dass der Umgang mit dem Virus vor allem diejenigen trifft, die in prekären Situationen leben, was ja in diesen Tagen gerade auch in unseren Medien diskutiert wird. Übrigens ein Blick auf die Verteilung der mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Kiel zeigt, dass Mettenhof und Gaarden am intensivsten betroffen sind - nanu !?!
Natürlich geht es in unserer Gesellschaft gar nicht, dass Meinungen unterdrückt werden. Hier darf jeder das sagen, was er denkt. Es dürfen ja sogar diejenigen reden - überall, selbst im Bundestag - die nun wirklich unerträgliches rassistisches Gedankengut von sich geben.
Ich habe im letzten „Wort an die Gemeinde“ darauf hingewiesen, mit Martin Luther, dass die Gewissensfreiheit und Meinungsfreiheit bedingungslos zu schützen sind. Dass von realpolitischer Seite aus gegen die Schauspieler mit Berufsverboten gedroht wird, ist unerträglich. Nun hat der SPD Politiker, der dies gefordert hatte, seinen Tweet wieder zurückgezogen. Da hat er wohl was selbst gemerkt.
Die zunehmende Tendenz innerhalb unserer Gesellschaft gegen die freie Meinungsäußerung ist mit dem Geist Jesu unvereinbar. Dessen Geist steht für Offenheit und Weite und Respekt gegenüber dem Andersdenkenden. Denn „wo der Geist des Herrn weht, da ist Freiheit“ (2. Korinther 3,17).
Die freie Meinungsäußerung ist ein hohes Gut. Leider hat es auch in der Geschichte der christlichen Kirchen immer wieder Versuche gegebene diejenigen zum Schweigen zu bringen, die Kritik äußerten oder andere Meinungen als die herrschende vertraten. Ich erinnere an die katholischen Theologen Hans Küng und Eugen Drewermann. Aber auch in der evangelischen Kirche des letzte Jahrhunderts gab es das Instrument des Entzuges der Lehrerlaubnis, etwa bei Gerd Lüdemann in Göttingen, der anhand seiner exegetischen Arbeiten die „historische Auferstehung Jesu“ in Frage gestellt hat. Und das angesichts von Freiheit der Lehre und Forschung.
Dabei war die Kirche doch selbst von ihrer Anfangszeit her gleichsam ein gebranntes Kind, das mit Repressalien zu kämpfen hatte. Wenn die Pharisäer im Neuen Testament die Jünger Jesu zum Schweigen bringen wollten, dann sollte auch hier jemand mundtot gemacht werden. Und gegen Martin Luther….na, da wissen wir ja, wie das ausging.
Allerdings soll nicht mit dieser Diskussion um die freie Meinungsäußerung vom eigentlichen Thema abgelenkt werde. In unserer Gesellschaft ist im Umgang mit der Seuche einiges im Argen.
Ich möchte noch einmal, wie schon so manches mal, auf die prekäre Situation in den Krankenhäusern hinweisen. Wenn weiterhin nur unter dem Blickwinkel der Rentabilität über Krankheit und Gesundheit nachgedacht wird, dann werden weiterhin die Krankenschwestern, Pfleger, MtAs, Ärzte u.a. in einer Situation arbeiten, die sie über den Rand ihrer Leistungsfähigkeit hinausbringt. Aber das haben sie auch schon vor Corona erleben müssen.
Nun ist der Notstand noch größer geworden. Und es gäbe doch auch eine naheliegende Antwort auf diesen Notstand. Hat eigentlich irgendeiner schon mal eine radikale Gesundheitsreform gefordert? Eine Rekommunalisierung der privatisierten Häuser? Einen Pflegeschlüssel, der seinen Namen verdient und dessen Verletzung hart sanktioniert wird? Eine echte Anpassung der Löhne für die „Coronaheldinnen und -helden“? Ein nationales Ausbildungsprogramm, um den Personalmangel zu beseitigen? Nein? Warum eigentlich nicht?
Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Gestern war der Sonntag Kantate. Der 98. Psalm hat diesem Sonntag seinen Namen gegeben:
„Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ (Ps 98,1)

Wir sollten als Gesellschaft endlich damit anfangen, neue Lieder zu singen. Lieder gegen Rechthaberei, Engherzigkeit und Intoleranz und Lieder, die vom Geist Gottes erzählen, von Respekt gegenüber dem Mitmenschen jeglicher Couleur und von der Ehrfurcht vor dem Leben.

Nun grüße ich Sie wieder von meinem Schreibtisch aus.

Wir feiern wieder Präsenzgottesdienste - draußen! Zum Himmelfahrtstag fangen wir damit an, um 10.30 Uhr vor der Kirche! Traditionell ist es ein Gottesdienst der drei evangelischen Kirchengemeinden in Brügge und Bordesholm, so auch in diesem Jahr.

Seien Sie Gott befohlen in dieser merkwürdigen Zeit und passen Sie bitte auf sich und Ihren Nachbarn auf!

Sie wissen, wenn wir in der Kirchengemeinde etwas tun können, dann melden Sie sich bitte.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Kirchengemeinde sind selbstverständlich ansprechbar.
In seelsorgerlichen Angelegenheiten erreichen Sie mich jederzeit telefonisch unter 04322/4014.
Die Kirche ist tagsüber für Sie zur Einkehr und zum Gebet geöffnet.
Auch auf Instagram finden Sie uns jetzt. Dieses Medium wird von unserer Sekretärin Frau Tertel gepflegt.

Ich verbleibe mit den besten Wünschen für Sie,

Ihr und Euer
Pastor

Henry Koop

 

P.S.: https://youtu.be/NbJDETMpKis

 

Hier kommen noch die üblichen Hinweise:

Weitere religiöse Impulse finden Sie im Internet. Ich habe es schon in den vorherigen Briefen gesagt: Wenn Sie nicht so firm im Umgang mit dem Computer sind, lassen Sie sich von ihren Kindern oder Enkelkindern helfen, die können das.
Sie können auf den Seiten der Gemeinden aus der Eiderregion fündig werden, wenn Sie in der Nähe bleiben wollen: Schulensee, Kirchbarkau, Flintbek, Bordesholm aber auch auf den Seiten der anderen Nachbarn Bokhorst oder Nortorf.
Darüber hinaus auf den Seiten des Kirchenkreises Altholstein, der Nordkirche, der VELKD oder der EKD. Auch die neuen sozialen Medien bieten eine Menge. Suchen sie mal bei Instagram, da finden Sie uns jetzt auch oder auf Facebook. Eine Fülle von religiösen Angeboten finden Sie ebenso in Funk und Fernsehen. Sie werden staunen, was es alles gibt.
Gerne mache ich wieder auf das Angebot des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg aufmerksam. Die Kirchengemeinde St. Jürgen sendet sonntags den Gottesdienst „Liveline“ aus der St. Jürgen-Kapelle. Schauen Sie mal rein. Es lohnt sich. Sie finden den Gottesdienst über die Internetseite der Kirchengemeinde St. Jürgen (www.st-juergen.de)

Und am Anfang der Woche erfahren Sie hier wieder die Neuigkeiten aus unserer Gemeinde mit einem religiösen Impuls, solange der Präsenzgottesdienst am Sonntag ausgesetzt ist.