Liebe Menschen in der Kirchengemeinde St. Johannis!

Andrà tutto bene - Alles wird gut…

… ruft man sich in Italien zu, klebt den Spruch - auf einem Zettel geschrieben - an die Fensterscheiben oder steckt ihn hinter den Scheibenwischer an einem fremden Auto. Alles wird gut - Andrà tutto bene. Es ist mehr als eine Beschwörungsformel. Es ist ein Spruch der Mut machen soll, der Hoffnung verbreiten soll. Jack Savoretti hat daraus ein Lied gemacht in der typischen Diktion italienischer Liebeslieder. Raue Stimme, großes Herz, viel Gefühl - Hoffnung und Liebe. Und unter #AndràTuttoBene veröffentlichen Menschen in Italien ihren Beitrag, um der Mutlosigkeit etwas entgegen zu setzen.

…….Alles wird gut
Wir sind fern, aber vereint
Aus dem Wunsch zurückzukehren
Wenn der Frühling kommt
Wir werden wie eine Blume blühen
Wir werden wieder singen
Alles wird gut

Fühlen wir uns nicht gespalten
Es ist noch Zeit zu lieben
Alles wird gut…..

Nun sind sie raus die neuen Verordnungen, die gelockerten Einschränkungen, die kleinen Schritte hin zur Normalität. Bis zum 4. Mai wird es weiterhin keine Gottesdienste und Veranstaltungen in den Kirchengemeinden geben. Was danach kommt, wissen wir noch nicht. Darüber wird gerade gesprochen. Auch größere Veranstaltungen sollen nicht stattfinden - bis Ende August. Nun haben wir keine 1000 Teilnehmer aber auch schon 300 Menschen auf engem Raum in der Kirche, mit Menschen aus der ganzen Bundesrepublik, sind in diesem Jahr niemandem zuzumuten.
Für uns und unsere Kirchengemeinde bedeutet das, dass wir unsere großen Ereignisse abgesagt haben (Konfirmationen, Goldene Konfirmation, Mobile Kirche im Mai, Johannisfest im Juni und auch das Brügger Musikfestival im September). Wie es mit den Konfirmationen in diesem Jahr wird, ist noch offen. Auch zu den Schulanfängergottesdienste im August lässt sich noch nichts sagen. Da müssen wir die Entwicklungen abwarten. Die übrigen Veranstaltungen verschieben wir alle auf das nächste Jahr und hoffen, dass diejenigen, die sich vorgenommen haben dabei zu sein, dann auch Zeit haben. Auch von den Künstlern, die wir schon zum Festival eingeladen haben, erhoffen wir uns, dass sie im nächsten Jahr kommen können. Andrà tutto bene!

So wird dann alles gut. Jetzt fahren wir eben mal runter. Davon wird bei uns in der Kirche auch nicht die Welt untergehen! Die Zeit lässt sich ja auch nutzen. Wir können das Geschehen beobachten und Fragen stellen, überlegen, was wirklich wichtig ist. Manch einer behauptet ja, dass nach der Krise alles besser wird. Dass wir aus der Krise etwas lernen. Wird es so sein? Wir können auch die Warum Fragen stellen…
Warum hat es die Menschen in Italien so schwer getroffen? Liegt es etwa an den katastrophalen Sparmaßnahmen und den daraus folgenden Einschränkungen im Gesundheitssystem? Das ist bei uns nicht anders, auch hier gibt es laut Analysen enorme Versäumnisse und Fehler in den letzten Jahren. Erinnern sie sich noch an die Diskussion darüber, dass Krankenhäuser geschlossen werden sollte? Was hat eigentlich die Umstellung in der Finanzierung der Krankenhäuser vom tagesbezogenen Pflegesatz auf Fallpauschalen gebracht? Wirkt sich das etwa jetzt auch in der Corona-Krise aus? (Ich lese in den KN am Wochenende einen Artikel mit der Überschrift „Kurzarbeit in Kliniken trotz Corona. Weil es weniger Covid-19-Patienten als erwartet im Land gibt, fehlen den Krankenhäusern wichtige Einnahmen.“ Wie verrückt ist das denn? Dann können wir auch Feuerwehrmänner in Kurzarbeit schicken, wenn es weniger brennt? Krankenversorgung gehört in staatliche, städtische oder kommunale auch noch gerne in kirchliche aber nicht in private Hände, egal was es kostet! Es geht um unsere Gesundheit!)
Warum werden eigentlich Menschen, die einen Pflegedienst in Anspruch nehmen „Kunden“ und nicht mehr „Patienten“ genannt?
Ich könnte hier die Reihe der Fragen immer weiter verlängern. Warum werden Pflegekräfte eigentlich so schlecht bezahlt? Jetzt ist Zeit, das Geschehen zu beobachten, die Fragen zu stellen, die Antworten neu zu denken und neue Forderungen zu stellen, damit vielleicht nicht nur alles gut, sondern auch besser wird! In Italien, bei uns und überall auf der Welt. (Tutto sta migliorando…ich hoffe google hat richtig übersetzt, ich kann eigentlich kein Italienisch)

Gesellschaftlich glaube ich zwar nicht daran, dass hier etwas gelernt wird. Eher wird es noch höher, schneller und weiter gehen. Für unsere Kirche(n) wünsche ich mir aber, dass sie bereit sind, darüber nachzudenken, um die Finger immer wieder in die Wunden zu legen, in die Wunden einer Gesellschaft, die durch eine falsche Orientierung am Bedarf der Menschen vorbei geht, wie ja jetzt zu sehen und zu erleben ist. Ich gebe Ihnen nur das Stichwort Schutzkleidung für diejenigen, die in Krankenhäusern und Pflegeheimen arbeiten. Da hätten wohl andere Überlegungen schon früher stattfinden müssen. Und vielleicht gelingt es den Kirchen ja doch, noch intensiver darauf hinzuweisen, dass uns die wesentlichen Dinge geschenkt werden.

Nun soll es erstmal wieder genug sein! Wenn Sie etwas auf dem Herzen haben, rufen Sie gerne in Ihrer Kirchengemeinde an! Wir sind alle für Sie da!

Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche, nutzen Sie die Zeit, genießen Sie das schöne Wetter, tanken Sie Sonne und Licht. Mögen sich auch Ihre Herzen erwärmen.

So grüße ich Sie mit dem Wochenspruch:

„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ 1. Petr.1,3

Bleiben Sie behütet, handeln Sie besonnen und achten Sie auf Ihren Nachbarn!

Ihr Pastor

Henry Koop

 

P.S. #AndràTuttoBene